DER MOND
Die Mondverehrung
Nach Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart
Als Mondgottheit gelten in den Mythologien der unterschiedlichsten Kulturen Götter, die eine Verkörperung des Erdmondes darstellen. Der Mond hatte im Denken und Glauben der altorientalischen Kulturen seit jeher eine herausragende Bedeutung. Die Verehrung des Mondes spielte vor allem in Mesopotamien, Kleinasien und Syrien-Palästina, anders als in Ägypten, eine große Rolle.

Aufgrund ihrer sichtbaren Präsenz am Himmel galten Mond und Sonne von jeher als Manifestation bedeutender Gottheiten und übten eine besondere Faszination auf die Menschen aus. Die mit dem Mond verbundenen besonderen Phänomene, sein Zu- und Abnehmen, Verschwinden und Wiederkehren, die Verbindung zum Menstruationszyklus sowie zu Ebbe und Flut, fanden ihren Niederschlag in einer vielfältigen Mond-Symbolik. In der altorientalischen Welt war die Vorstellung verbreitet, dass die verschiedenen Phasen des Mondes entscheidenden Einfluss auf die Abläufe im menschlichen und gesellschaftlichen Leben ausüben konnten, insbesondere auf Empfängnis und Geburt, aber auch auf die Fruchtbarkeit der Viehherden und der Natur. Der Mond galt zudem als Schicksal- und Orakelgottheit (Divination), der durch Veränderungen von Form und Farbe Ereignisse von großer Tragweite ankündigte und so umfangreiche apotropäische (Unheil abwendende) Riten veranlassen konnte.
Bei den Sumerern besaß der Kult des Mondgottes Nanna in Ur eine herausragende Bedeutung. Dieser galt als Vater des Sonnengottes Utu, was zugleich eine Vorrangstellung impliziert.
Auch der Name der sumerischen Mondgöttin „Nin.gal“, große Herrin, lässt auf ihre große Bedeutung schließen. Besonders verbreitet war die populäre Dichtung vom „Mondgott und der Kuh“, eine mythische Erzählung, die in eine Geburtsbeschwörung mündet.
Zudem wurde der Mondgott in einer engen Verbindung zur Unterwelt gesehen, was u.a. darin zum Ausdruck kommt, dass er als Bruder des Unterweltsgottes Nergal galt.
Diese Vorstellung ist darin begründet, dass das periodische Verschwinden der Mondsichel, das so genannte Interlunium, als Aufenthalt des Mondgottes in der Unterwelt gedeutet wurde, während das Wiedererscheinen der Mondsichel als seine „Auferstehung“ galt und deshalb regelmäßig festlich begangen wurde.
Der Mondgott wurde weiter als Eides- und Schwurgottheit verehrt. So wird er auf verschiedenen Stellen aus Mesopotamien vom 3.-1. Jt. v. Chr. als Zeuge und Garant von Vertragsabschlüssen und Grenzen angeführt.

Die epigraphischen, wie ikonographischen Zeugnisse der verschiedenen Völker und Kulturen Syrien-Palästinas belegen die Kontinuität der Mondverehrung von der Spätbronzezeit bis in die hellenistisch-römische Zeit. Bei den Assyrern und Babyloniern wurde Nanna mit Sin identifiziert, der in seinem Kultzentrum in Haran verehrt wurde.
Die Verbreitung des Mondkultes in Israel und Juda zeigen zahlreiche Siegel aus Palästina, auf denen die Mondsichel oder das Emblem des Sin von Haran zu sehen ist. Der Fundkontext legt nahe, dass der Mond Kult vorwiegend durch Aramäer, die in der assyrischen Verwaltung eine hohe Stellung innehatten, nach Palästina vermittelt wurde.
Nach Deutsche Bibelgesellschaft Stuttgart