ULTRAORTHODOXE JUDENTUM

Das ultraorthodoxe bzw. charedische Judentum (hebr. יַהֲדוּת חֲרֵדִית jahadut charedit) ist die theologisch und sozial konservativste Richtung innerhalb des Judentums. Die in nichtjüdischen Medien gängige Bezeichnung „ultraorthodox“ wird von den Anhängern selbst zumeist abgelehnt; sie bezeichnen sich als „streng orthodox“ oder „charedisch“. Die im Hebräischen gebräuchliche Bezeichnung für einen Anhänger dieser Richtung ist ebenfalls Charedi (חֲרֵדִי, Mehrzahl Charedim חֲרֵדִים (im Englischen auch: Haredim), von charada חֲרָדָה „Furcht“, deutsch etwa „Gottesfürchtiger“).
Das ultraorthodoxe Judentum entstand im 19. Jahrhundert als Reaktion auf die jüdische Aufklärung und die Emanzipationsbestrebungen der Juden in Mittel- und Osteuropa.
Ultraorthodoxe Juden gibt es sowohl unter den aschkenasischen wie unter den sephardischen Juden, letztere machen jedoch nur rund 20 Prozent aus. Die aschkenasischen, ultraorthodoxen Juden teilen sich in chassidische und litauisch-jeschiwische, auch Mitnagdim genannte Gruppen. Äußerlich an ihrem Kleidungsstil erkennbar, unterscheiden sie sich von den übrigen orthodoxen Juden, die oft als „modern orthodox“ bezeichnet werden, dadurch, dass sie weltlichem Wissen ablehnend gegenüberstehen und ein streng reguliertes, meist auf ein rabbinisches Oberhaupt ausgerichtetes Leben abseits der Mainstream-Gesellschaft führen, sowohl der jüdischen wie nichtjüdischen.
Die Zahl der ultraorthodoxen Juden wird weltweit auf ca. 1,3 bis 1,5 Millionen geschätzt. Davon lebt der größte Teil, ca. 700.000, in Israel. In den USA und Kanada leben etwa 500.000 Ultraorthodoxe Juden, in Europa gibt es im Vereinigten Königreich, in Frankreich, Belgien, Österreich und der Schweiz größere Ultraorthodoxe jüdische Gemeinschaften, die größte davon in England, wo im Jahr 2007 rund 46.500 Ultraorthodoxe Juden lebten.
Zentren des ultraorthodoxen Judentums befinden sich unter anderem in New York, besonders in Williamsburg-Brooklyn, in London, Manchester und Gates Head, in Antwerpen, in Straßburg, in Wien und in Zürich. In Israel gehen rund 60 bis 70 Prozent der charedisch jüdischen Männer keiner Arbeit nach, sondern verbringen ihre Zeit ausschließlich in religiösen Lehranstalten (Jeschiwot) mit dem Studium religiöser Schriften. Sie werden manchmal vom Staat finanziell unterstützt und waren bis 2014 vom obligatorischen Militärdienst befreit. Am 12. März 2014 beschloss die Knesset die Aufhebung der in der Bevölkerung als ungerecht wahrgenommenen Befreiung vom Militärdienst, da die Zahl der ultraorthodoxen Juden in den Jahren zuvor stark gewachsen war.
Diese Entscheidung wurde jedoch 2015 wieder aufgehoben, so dass Ultraorthodoxe auch weiterhin keinen Militärdienst leisten müssen. Manchmal sind die Frauen berufstätig, die mitunter eine bessere Berufsausbildung haben als die Männer, die ein theologisches Studium betreiben. In der Regel heiraten sie im Alter von 18 bis 20 Jahren und haben im Durchschnitt sieben Kinder.
Etwa 60 Prozent der ultraorthodoxen Familien in Israel leben in Armut.
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie